evolution-01-12-2016
Mit der Installation „Evolution“ endet in der ZELLE das Ausstellungsjahr 2016.
Das Langzeitkunstprojekt DIE ZELLE schlägt dann ab Januar das nächste Kapitel auf. Die Zielsetzung den Besuchern Teilhabe am künstlerischen Prozess, am Diskurs zu ermöglichen und keine mundgerecht verpackten, vorgekauten „Produkte“ anzubieten, wird bestehen bleiben. In der ZELLE dreht sich die Kunst nicht um sich selbst, um ihren Markt, seine Produzenten, Marktschreier und Verkäufer, sondern um den Inhalt, den Versuch einer Essenzfindung und sicher auch um das hehre Ziel einer Botschaft. Entschleunigung wird in 2017 ein großes Thema sein, weshalb DIE ZELLE auch immer wieder den Ausstellungsbetrieb unterbrechen wird, um der Reflektion bis zur nächsten Ausstellung Raum zu geben. Und weil DIE ZELLE keine Galerie im geschäftsmäßigen Sinne ist und weil die Kunst keine Öffnungszeiten kennt, bitten wir ab Januar die jeweiligen Eröffnungstermine und Öffnungszeiten zu beachten oder uns zu kontaktieren.
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EVOLUTION spaziert seitwärts, kopiert sich durch sich und mich und dich, legt sich wie Übermorgentau auf Vergangenes und Begangenes, strömt leise, verändert Rezepturen auf Makro-Art und weise Weise, die der Mensch als Ewigkeiten atmet und erschafft Kraft durch Verdrängung, durch Entengung, durch Abschliff das Riff beständiger Wiederholung der Erneuerung, durch optimiertes Revidieren und durch freudiges Rezitieren, Altes erneut, Neues zerstreut, Jungfräuliches gekreuzt, so, sozusagen logisch für alle, die mit offenen Augen erleben, mit geweitetem Geist nach Bauchgefühl streben, mit allen Sinnen erkennen, dass sich die Gewissheiten nun endlich bekennen und nun die Kunst der Langsamkeit, die Geduld der Annäherung und die Natur der Überlagerung gewinnen, welche die Evolution wie Haut mit sich trägt und alle Dinge damit beginnen, die magisch sind, die tragisch sind, die neugierig tief und neuschwierig hoch sind, bis Überlebenskraft schwindet und sich Metamorphose nicht länger windet, einfordert, aufdrängt, schlussunendlich die Unschuld verliert und Gewinn als obsessive Kernmarke etabliert, die krude Wege manifestiert, die beschritten schwerlich als ihr einziges Ziel begriffen werden sollen, weil alle wollen was alle wollen, weil einzig der Zielstrich zählt, weil jeder, vor die Wahl gestellt, alles auswählt, weil hastiges Werden bedeutenderes Sein verspricht, weil jeder auch noch sich selbst aussticht, weil sich der Unbedachte der Schizophrenie einer kollektiven Egozentrik hingibt, die sich kleingeistig gibt, im Kern aber allmachtsphantastisch ist und irrt, gleich einer Einzigartigkeit, die als Alleinstellungsmerkmal missverstanden wird, ohne den Hauch von Bescheidenheit, geschweige denn Demut vor der Schöpfung erkennen zu lassen, einer Schöpfung, die erschöpft ist vom Bloßnichtverpassen, von der unsäglichen Spiegelseligkeit, der unglaublichen Selbsterfülltheit, der postnaiven Antianimismen und reaktionären Anachronismen, müde ist vom Anderssein, vom Bessersein, vom Größermannssuchen, vom All-in-buchen, aber … … waren wir je gleicher als heute, machten wir je gleichere Beute, waren wir je kleinlauter, je unvertrauter, je fremdbestimmter, je unbestimmter, bei all der Gleichheit, zugleich so fern von Gleichheit, im vollendeten Besitz der Übermacht über alle Geschöpfe zwar, aber unterbewusst gewahr, dass wahrer war was war, konform im blinden Streben, uns in diesem einen Leben alles zu geben, alles erwartend was wir längst unser eigen nennen, nur um uns in unserer eigenen Kopie zu erkennen, was wiederum Langeweile erzeugt, Leere, die sich über unseren Hochmut beugt, Stumpfheit, die sich zu schärfen sucht findet Gleichgültigkeit, die auch dann noch Sanftmut vermeidet, wenn sie sich ins ureigene Überlebensfleisch schneidet, ins Uferlose unterwegs ist, ohne zu ertrinken, weil das Fett oben schwimmt und die Ströme der Gezeiten mit vermeintlichen Sicherheiten winken, so wandeln wir, wie eh und je das Innehalten negierend, geschichts- und erinnerungsvergessen der Müßigkeit entsagend, durch eine Welt, die sich schneller wandelt als die Evolution handelt, die sich keine Atempause erlaubt, die sich lieber selbst beraubt, weil alles weiter gehen muss, weil der Kopf oben bleiben muss, weil Zukunft immer jetzt gleich passieren muss, dafür nehmen wir in Kauf, dass wir den Sinn nicht kennen und saugen all jenes auf, was man nicht kaufen kann, was man durch nichts ersetzen kann, jedes kleine Stückchen Frieden mit unseren Schweinehunden, mit allen altvertrauten Wunden, denn wir sind emotional unterversorgt, zutiefst besorgt, lauthals bis hierher, im Leichtsein schwer, fröstelnd gut drauf, im gehetzten Dauerlauf und als so genannte Gewinner, ausgestattet mit der Chuzpe von Helden, die gute Miene vermelden, die löwengleich die Prärie durchschreiten, dünne Luft verbreiten und doch mit den Wölfen heulen und jagen, die uns in ihrer Kaltblütigkeit zusagen, denn der Verlust ist auch unser Gewinn, bis wir selbst zur Beute werden ist der Tod unser Beginn, denn wenn wir Schwäche also Stärke zeigen und flüchten um zu bleiben und bleiben um unsere Überzeugungen nicht länger der Stimmung nach zu neigen, die als Hindernis des Rudels gelten, das folgt um nicht als verfolgt zu gelten, dienen wir einmal nicht den Hierarchien, die den Ablass bedienen, die ohne jeden Zweifel ohne Zweifel sind, die kühn sind und für den Absturz blind, Alphatiere eben, die an andere Siege vergeben, um selbst die Macht zu behalten, damit jene die Klappe halten, welche nur als Diener dienen, als Trittbretter fungieren, als Schulterklopfer gut funktionieren, um die Fahnen aus Watte dem Winde nach zu drehen, um nach der Jagd die Felle sorgsam abzuziehen, damit die nicht frieren, die sich als Heißsporne sehen und sich ziemen wie Phoenix und doch nie der Asche entsprungen sind, immer sehend geradeaus und für den Seitenweg blind, nie schwiegen um zu lauschen, nie gaben um zu tauschen, nie zweifelten um zu verstehen, um den Weg mit uns gemeinsam zu gehen, die wir nach Erfolg lechzen, ihm alles unterwerfen, damit die Götter auch etwas auf uns abwerfen, damit auch wir die Sieger wären, an die sich die dummen Kälber lehnten, die völlig Ausgehöhlten, die menschgewordenen Trophäen, nach denen sich die Aasgeier sehnen, diejenigen ohne Stolz, ohne alles, aber mit allem wonach sie je strebten, der Nähe zu jenen, die oben von jeher erlebten, weil sie sich unten bedienten, bei denen, die ständig zu bodenständig waren und es auch noch blieben als der aggressive Zeitgeist und seine Jünger längst an der Oberfläche trieben und ihr kalter Wind die Macht berief und erweckte was niemals schlief, was lauerte auf den Moment des Aufwinds, auf freies Geleit, die Re-Evolution einer gehäuteten Zeit, die von gestern, ja von vorgestern war, wie der Inhalt einer alten Lade muffig roch, aber als Neuwert für all jene ans Ufer kroch, die es nicht besser wussten und bis heute wissen, bis alle wieder den Anfang vermissen, wo jeder vorgibt anders zu sein und, im positiven, wie im negativen Sinne, kaum gleicher als gleich sein könnte. Kai Savelsberg, 2016